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Der aufrechte Rücken

Verantwortlicher Autor: Peter-G. Rademacher ENA Oliver Schöpf DVPJ Teningen, 24.02.2021, 16:34 Uhr
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Teningen [ENA] Rückenbeschwerden sind heute eine der häufigsten Gründe, warum Menschen den Arzt aufsuchen. Ischialgie, Bandscheibenvorfall, Hexenschuss um nur einige zu nennen sind schmerzhafte Ereignisse, die das Alltagsleben der Betroffenen stark beeinträchtigen. In der Regel der Fälle wird bei akuten Schmerzsituationen eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Injektionstherapie durchgeführt,

was auch sinnvoll ist um zunächst den Teufelskreislauf von Schmerz und Entzündung zu durchbrechen. Doch leider werden Schmerzen und Funktionseinschränkungen an der Wirbelsäule oft chronisch. 
Um tiefer in die Ursächlichkeiten der Wirbelsäulenerkrankungen schauen zu können muss betrachtet werden, wo die Schmerzen zunächst entspringen. Es sind Nerven, Muskeln und Faszien, die den Schmerz entstehen lassen und es sind die knöchernen Strukturen und die viel beschriebenen Bandscheiben der Wirbelsäule, von denen die Beschwerden ausgehen.

Dort wird in der Regel auch die Behandlung durchgeführt. In der ganzheitlichen Betrachtungsweise lässt sich ein tiefer Blick ins Geschehnis öffnen. Die Wirbelsäule ist nicht nur der Anteil des Skeletts, der uns aufrichtet, sondern er beherbergt auch das große Datenkabel des Nervensystems. Hier werden sowohl die Nerven, die den Bewegungsapparat steuern, gebündelt als auch ein beträchtlicher Anteil des Nervensystems, das unsere Organe kontrolliert. Es kommen demzufolge auch Informationen und Signale aus den tiefer liegenden Organen an der Wirbelsäule an, werden gepuffert und weitergeleitet.

Aus der chinesischen Akupunktur beispielsweise kennen wir die sogenannten Alarmpunkte der Organe, die seitlich an der Wirbelsäule gelegen sind und eine große Wirkung auf innere Organe haben, wenn sie genadelt oder manuell therapiert werden. So lässt sich erkennen, dass die Wirbelsäule in Verbindung mit den Nervensträngen und Bündeln in der Entstehung von Rückenbeschwerden nicht nur rein mechanisch zu verstehen ist. In der Naturheilkunde sehen wir nicht selten zum Beispiel den Zusammenhang zwischen einem chronisch entzündlichem Darm und Beschwerden im unteren Rückenbereich.

Genauer beschrieben können Entzündungssignale, die von den Organen ausgehen, den Muskelbereich am zugehörigen nervalen Areal der Wirbelsäule beeinflussen. Die Folge kann nun sein, dass der an der Wirbelsäule ansässige Muskel eine ungünstige Spannung aufbaut und mechanisch die Wirbelsäule beeinflusst. Wie wir sehen können Rückenbeschwerden ihre Ursache in entfernten Bereichen haben. Es können aber auch umgekehrt über die entsprechenden Wirbelsäulensegmente auch entfernte Funktionen beeinflusst werden.

Dennoch ist es ratsam und hilfreich mit der Wirbelsäule und den anhängenden Muskelbereichen ständig zu arbeiten um den stofflichen Austausch von Nährstoffen und die Geschmeidigkeit zu erhalten sowie zu fördern. Ein sehr profundes Thema hierbei ist ausreichend Flüssigkeit und der Gesamtbelastung des Körpers angepasster Ernährung. Die Erfahrung in der Praxis zeigt uns, dass schon ausreichendes Trinken von hochwertigem Wasser einen positiven Effekt auf Muskelstrukturen und deren Beschwerden haben kann. Des Weiteren lässt sich oft zeigen, dass gezielte Bewegung und physiotherapeutische Anwendung als konservative Maßnahmen langzeitliche Medikamentengaben oder sogar chirurgische Eingriffe unnötig machen.

Nur müssen Betroffene die notwendige Beharrlichkeit und Disziplin aufbringen, da die konservativen Maßnahmen wie manuelle Therapie und Gymnastik kontinuierlich erfolgen müssen. Außerdem müssen wir uns vor Augen halten, dass die Wirbelsäule und ihre Verbindung zum Becken dem Menschen den aufrechten Gang ermöglichen. Die Wirbelsäule ist es nicht gewohnt dauerhaft eine gekrümmte Haltung einzunehmen, denn wir Menschen sind grundsätzlich als zweibeinige Dauerläufer konzipiert. Der Wirbelsäule ihre natürlich gewundene Streckung zu verleihen ist eine Grundvoraussetzung für Beschwerdefreiheit und wird durch Fehlhaltungen in Beruf und Freizeit oftmals kompromittiert.

Deswegen aufrecht gehen, stehen und sitzen – wir sollten uns vor Augen führen, dass das Strecken die Bestimmung und das Bestreben der Wirbelsäule ist. Um eine aufrechte Haltung einzunehmen braucht es auch einen aufrechten Geist. Beispielsweise ist das Phänomen von hochgezogener Schulter und rundem Brustwirbelsäulenbereich bei dauerhaften Ängsten hinlänglich bekannt. Gerade in unserer Zeit haben wir viel mit Ängsten und selbsteingebildeter Unzulänglichkeit zu schaffen.

Eine aufrechte Haltung gibt nicht nur Kraft um unangenehme Begegnungen zu meistern, sondern signalisiert auch dem Gegenüber Stärke sowie mentale Ausgewogenheit. Sich aufrecht zu bewegen und zu stehen verleiht uns die Voraussetzung und Selbstverständlichkeit ein aufrechtes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Schon das regelmäßige Strecken allein verleiht mehr Energie und Flexibilität in vielfacher Hinsicht. Bleiben Sie gesund und aufrecht.

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